
Indexmonitor August 2021: Schwellenländer – mehr als nur China
Im letzten Monat ging der Blick auch auf die Schwellenländer-Aktien: Mit einem Euro-Plus von 3,1% hat der MSCI Emerging Markets im August tatsächlich leicht besser abgeschnitten als die Industrieländer – obwohl der MSCI World (+3,0 Prozent) von einem immerhin 16-prozentigen AMAFANT-Anteil profitieren konnte, während das Schwellenländer-Schwergewicht China weiter unter der Regulierungswut der Pekinger Kommunisten leidet. Zwar konnten chinesische Aktien sich nach dem Abverkauf vom Juli nun halbwegs behaupten. Aber wenn der Internet-Konzern Tencent – natürlich gänzlich freiwillig – 50 Mrd. Yuan für ein regierungsamtliches Umverteilungsprogramm zur Förderung „nachhaltiger sozialer Werte“ spendet oder Online-Spiele für Jugendliche gesetzlich auf bestimmte Zeitfenster limitiert werden sollen, wird das politische Risiko schon sehr offensichtlich.
Immerhin, durch den inzwischen rund sechs Monate anhaltenden Abwärtstrend ist das China-Exposure im MSCI Emerging Markets Index von zeitweise über 40 Prozent auf aktuell gut ein Drittel geschrumpft. Es gibt eben auch noch andere Schwellenländer – etwa Indien, wo die Kurse allein im August um über elf Prozent gestiegen sind. Für die vergangenen zwölf Monate liegt der MSCI India auf Euro-Basis sogar 55 Prozent vorne, übertroffen nur noch vom MSCI Mexico (+65 Prozent). Auch die Türkei und Indonesien konnten zuletzt Boden gutmachen und damit das Chance/Risiko-Profil eines breit diversifizierten Schwellenländer-Engagements illustrieren.
Bei den etablierten Börsen geht die Pole Position derweil sowohl auf Jahressicht (+69 Prozent) als auch im August an Österreich. Das vierprozentige Monatsplus des ATX resuliert allerdings zur Hälfte aus der Zwanzig-Prozent-Rally beim grünen Versorger Verbund. Der Wiener Aktienmarkt hält zwar manche Perle für Stock Picker bereit, hat aber im internationalen Vergleich eben eher Midcap-Niveau. Nur zur Einordnung: Die beiden Top-Werte Verbund und OMV bringen jeweils 15 Milliarden Euro Kapitalisierung auf die Börsen-Waage und sind damit kleiner als 27 der 30 DAX-Werte – wobei ja auch der Frankfurter Leitindex im globalen Maßstab eher ein Fliegengewicht ist.
An dieser Stelle zeigen wir eine interaktive Abstimmung über einen externen Service an. Dabei können personenbezogene Daten übermittelt werden. Sie können der Verwendung des Services hier zustimmen.
Immense AMAFANT-Klumpen in den Sektor-Indices
Die globalen MSCI-Sektoren hingegen stehen ebenfalls im Zeichen der AMAFANT-Hausse. Mit August-Zuwächsen von 4,5 Prozent rangieren IT (38 Prozent Apple+Microsoft+Nvidia) und Kommunikation (45 Prozent Alphabet+Facebook) für den Monat wie auch über zwölf Monate an der Spitze. Der zyklische Konsum (28 Prozent Amazon+Tesla) hingegen bleibt etwas zurück, nachdem Handels- und Luxus-Aktien verstärkt unter China- und Corona-Ängsten leiden. Endlich angesprungen sind hingegen die Versorger, die mit ihren hohen Dividendenrenditen – wie an dieser Stelle mehrfach erwähnt – ein attraktives Chance/Risiko-Profil in einem Szenario anziehender Inflation bei allenfalls moderat steigenden Zinsen bieten.
Wenig Grund zur Freude haben dagegen Value-Investoren klassischer Prägung. Im Zwölf-Monats-Vergleich liegt MSCI World Enhanced Value Index zwar weiterhin knapp vorne; in den letzten drei Monaten hat die auf günstige fundamentale Bewertungen ausgerichtete Strategie aber erneut deutlich schlechter abgeschnitten als der MSCI World. Dafür holt der Momentum-Ansatz wieder auf, wobei Anleger diesen kurzfristigen Bewegungen nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken sollten: Wer spezielle Faktor-Fonds und -ETFs kauft, sollte vom unterliegenden Investment-Stil langfristig überzeugt sein – oder auf diese Fokussierung verzichten und sich marktbreit engagieren.