
Wie nachhaltig ist das Kürzel ESG – mehr Greenwashing als nachhaltig?!
Schaut man sich den MSCI World ESG Screened-ETF des globalen Marktführers BlackRock an, fällt auf, dass die amerikanischen Tech-Riesen auf den ersten acht Rängen insgesamt 17 Prozent des Investments binden. Amazon – mit 2,37 Prozent gewichtet – fährt alle Pakete aufgrund der niedrigen Lohnkosten von Osteuropa zu westeuropäischen Standorten aus und unterbindet Gewerkschaften aktiv. Viele weitere Kandidaten auf den Top-Rängen sind ebenfalls als extensive Steuervermeider bekannt, die zudem nachweislich in mehreren Ländern wegen Ausnutzung ihrer Marktmacht Milliardenstrafen zahlen mussten.
Analysiert man die kleineren Einzelpositionen im Portfolio, findet man etwa eine Rio Tinto, die trotz starker Proteste und anhängigen Gerichtsverfahren, in einer der heiligsten Aboriginie-Kultstätten den Abbau von Metallen startete.
Auffällig ist auch, dass praktisch alle großen Ölgesellschaften investiert sind. Schaut man sich die Ölgesellschaften nach einem Best-in-Class-Ansatz an, so fallen die amerikanischen Big Oils nicht als Vorreiter der Energiewende auf, aber ExxonMobil beispielsweise ist mit 0,35 Prozent und Chevron mit 0,36 Prozent investiert. In Deutschland ist der ETF in kein einziges Unternehmen investiert, dass sich zu 100 Prozent der Energiewende verschrieben hat. Man sucht vergeblich Namen wie Nordex, Encavis oder SMA Solar – dafür findet man Uniper SE, die „Resterampe“ von E.ON, die die Kohle- und Gaskraftwerke weiter betreibt.
Produktangebot vs. Kundenanspruch
Wenn ich mit Kunden spreche, wollen sie nicht in solche Unternehmen investieren. Grimm Kapitalanlagen hält Investments in solche marktbreite ESG-Produkte für eine grobe Fehlsteuerung von Kapital und gefährliche sowie grob fahrlässige Schönfärberei angesichts der existenziellen Gefährdung von Millionen Menschen durch den fortschreitenden Klimawandel.
Möchte der Anleger wirklich mit seinem Geld zur Energiewende beitragen und in ethische Unternehmen investieren, so gibt es interessantere Ansätze. Impact-Fonds mit bereits erfolgreicher Historie, aber auch kostengünstige ETFs mit klar umrissenem Branchen- bzw. Sektorfokus, die direkt Produkte zur CO2-Einsparung herstellen oder nutzen.
Wenn man ein breites Anlagespektrum und somit eine breitere Streuung wünscht, sind Best-in-Class-Ansätze der richtige Weg. Fondsmanager vergleichen verschiedene Branchenunternehmen und investieren in die Unternehmen mit den ehrgeizigsten CO2-Einsparungszielen und stellen diesen somit die Finanzierung zur Verfügung, um diesen Wandel stemmen zu können.
Eine kleine Fondsgesellschaft fährt den Ansatz, die Rechtsstaatlichkeit von Ländern zu beobachten; sicherlich auch ein interessantes und lohnenswertes Bestreben. Schließlich ist eine starke negative Korrelation zwischen Korruption und Wohlstand vorhanden. Mikrofinanzfonds sind ebenfalls eine sehr interessante Anlageklasse mit hohem Diversifikationseffekt, um die soziale Entwicklung im globalen Süden zu befördern.
Es bleibt zu hoffen, dass die Anleger nicht plump den Versprechungen der ETF-Industrie erliegen, welche weiterhin von den Medien Rückenwind erhält. Es gibt genug gute Fondsprodukte, um eine wirklich nachhaltige Anlage zu gestalten. Der Königsweg bleibt sicherlich ein individuelles Portfolio mit Einzeltiteln, dass die Präferenzen des Anlegers abbildet.
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